Funktionelle Bewegungsmuster (Teil 2): Unerwünschte weiterlaufende Bewegungen

AusweichbewegungenIm zweiten Teil meiner dreiteiligen Serie zum Thema funktionelle bzw. unfunktionelle Bewegungsmuster möchte ich auf einen zweiten zentralen Aspekt eingehen, welcher unfunktionelle Bewegungsmuster kennzeichnen, nämlich unerwünschte weiterlaufende Bewegungen, um im abschliessenden Blog dann darauf einzugehen wie diese erkannt und ‚bekämpft‘ werden können.

Das folgende Zitat definiert in meinen Augen sehr verständlich, worum es sich bei dem Phänomen der unerwünschten weiterlaufenden Bewegung handelt:

„Bei Störungen bzw. Schmerzen im Bewegungsverhalten beobachtet man in den benachbarten Gelenken häufig unerwünscht weiterlaufende Bewegungen. Dabei stimmt entweder der zeitliche Ablauf der Übertragung von einem auf das nächste Gelenk nicht, oder der Bewegungsimpuls wird in eine andere Richtung geleitet. In der Folge wird die Bewegung weniger differenziert. Es kommt zu Ausweichbewegungen, die im Alltag hilfreich sein können, um ein gewünschtes Bewegungsziel noch zu erreichen – der Patient empfindet sie meistens nicht als störend. Oft werden die Ausweichbewegungen nach einer gewissen Zeit als normale Bewegung empfunden, sie sind zum Ausweichmechanismus geworden. Ausweichbewegungen führen im Laufe der Zeit zu einer inadäquaten Belastung von Strukturen“ (Suppé, Bongartz & Bacha., 2011, S.15-16).

Es wird gesagt, dass unerwünschte weiterlaufende Bewegungen durch zwei unterschiedliche Phänomene gekennzeichnet sind: (1) Entweder stimmt der zeitliche Ablauf der Übertragung der Bewegung von einem auf das nächste Gelenk nicht, oder/und (2) der Bewegungsimpuls wird in eine andere Richtung geleitet. Diese zwei Phänomene werden dann als Ausweichmechanismen bezeichnet. Wir können also auch von Ausweichmechanismen sprechen, wenn wir von unerwünschten weiterlaufenden Bewegungen sprechen. Ich denke dieser Ausdruck erleichtert etwas das Verständnis dieser Phänomene.

Hilfreich das Phänomen der unerwünschten weiterlaufenden Bewegungen zu verstehen finde ich auch das folgende Zitat, welches weiterlaufende Bewegungen erklärt:

„Im Bewegungsverhalten des Erwachsenen sind weiterlaufende Bewegungen meist Teilstücke eines Bewegungsablaufs. Die Primärbewegung bestimmt die Bewegungskomponenten der Gelenke. Bei der Beobachtung von Bewegung wird das Verhalten der einzelnen Gelenkpartner zueinander beschrieben. Die Anzahl, der in einer Bewegung beteiligten Gelenke, hängt vom Ziel und Ausmaß der geplanten Bewegung ab, wobei der Bewegungswunsch und die Bewegungsrichtung die Bewegungskomponenten der involvierten Gelenke bestimmen. Jedes Gelenk, das Bewegungstoleranzen in die geplante Bewegungsrichtung aufweist, kann vom Bewegungsimpuls erfasst werden. Damit entsteht eine weiterlaufende Bewegung“ (Suppé et al., 2011, S.14).

Besonders zentral erscheinen mir dabei der zweit- und drittletzte Satz. Am Anfang einer Bewegung steht ein Ziel, was erreicht werden möchte. Um dieses Ziel zu erreichen müssen wir eine Bewegung im entsprechenden Ausmass und in die entsprechende Bewegungsrichtung durchführen. Sehr schön wird dann darauf hingewiesen, dass nur die Gelenke von der Bewegung erfasst werden können, welche eine entsprechende Bewegungstoleranz aufweisen. Um es noch etwas deutlicher auszudrücken, wenn du ein ‚verrostetes‘ Gelenk hast, dann wird dieses eventuell nicht in die Bewegung miteingeschlossen, obwohl es vielleicht für ein möglichst funktionelles Bewegungsmuster ursprünglich einmal an dieser Bewegung beteiligt war.

Damit wird das folgende Zitat, welches auch als Folgesatz auf das zuvor aufgeführte Zitat anschliesst und meines Erachtens sehr wichtig ist, vielleicht noch verständlicher:

„Diese weiterlaufende Bewegung folgt immer dem Weg des geringsten Widerstandes. Wo zu viel Widerstand ist und damit die potentielle Beweglichkeit des Körperabschnitts herabgesetzt ist, setzen weiterlaufende Bewegungen zu früh ein. Die Qualität einer weiterlaufenden Bewegung erkennt man am idealen äußeren Erscheinungsbild und an der situationsangepassten Aktivierung der Muskulatur. Eine gute Funktion des Kontrollsystems zeigt sich daher an einer ökonomisch weiterlaufenden Bewegung. Eine schlechte Bewegungsqualität kann als verminderte neuromuskuläre Kontrolle interpretiert werden“ (Suppé et al., 2011, S.14).

Ich denke es ist verständlich, dass weiterlaufende Bewegungen dem Weg geringsten Widerstandes folgen. Leider ist es nicht unser Leben lang so, dass jedes Gelenk die optimale Beweglichkeit besitzt, sondern diese von unseren alltäglichen Haltungen bzw. Bewegungsverhalten beeinflusst wird. Es kann vorkommen, dass sich im Laufe der Jahre durch unsere Haltungs- bzw. Bewegungsgewohnheiten Störungen in unserem Bewegungsverhalten entwickeln bzw. die Bewegungsmuster nicht mehr optimal verlaufen. Dann entstehen eben diese unerwünschten weiterlaufenden Bewegungen, welche ich dir nochmals im bereits anfangs aufgeführten Zitat vor Augen führen möchte:

„Bei Störungen bzw. Schmerzen im Bewegungsverhalten beobachtet man in den benachbarten Gelenken häufig unerwünscht weiterlaufende Bewegungen. Dabei stimmt entweder der zeitliche Ablauf der Übertragung von einem auf das nächste Gelenk nicht, oder der Bewegungsimpuls wird in eine andere Richtung geleitet. In der Folge wird die Bewegung weniger differenziert. Es kommt zu Ausweichbewegungen, die im Alltag hilfreich sein können, um ein gewünschtes Bewegungsziel noch zu erreichen – der Patient empfindet sie meistens nicht als störend. Oft werden die Ausweichbewegungen nach einer gewissen Zeit als normale Bewegung empfunden, sie sind zum Ausweichmechanismus geworden. Ausweichbewegungen führen im Laufe der Zeit zu einer inadäquaten Belastung von Strukturen“ (Suppé et al., 2011, S.15-16).

Auch Gray Cook beschreibt in den zwei folgenden Zitaten sehr verständlich was unerwünschte weiterlaufende Bewegungen kennzeichnet und wozu sie führen können:

“Together, healthy tissues and joints create the moving segments contained within the structural framework of the body. When mobility is limited in one segment, it causes systematic compromise to some degree, at some level, in some region. Compensation, substitution, asymmetry, reduced efficiency, poor alignment and faulty posture can all possibly be traced back to a mobility problem” (Cook, 2010, S.297).

„Gross limitation of fundamental movement patterns, even if pain-free, can cause compensation and substitution leading to poor efficiency, secondary problems and increased injury risk in active populations” (Cook, 2010, .S.42).

Unfunktionelle Bewegungsmuster beinhalten genau solche unerwünschten weiterlaufenden Bewegungen, welche wir meiner Ansicht nach nicht haben möchten, aber vielleicht brauchen, weil wir irgendwo eine Störung oder Schmerzen haben.

Sehr verständlich drückt es meiner Meinung nach Gray Cook in den folgenden zwei Zitaten aus, wie ‚unser Körper‘ vorgeht, wenn er irgendwo eine Einschränkung hat. ‚Er‘ wird nämlich das Erreichen des Ziels über die Qualität des Bewegungsmusters stellen. ‚Er‘ möchte uns sozusagen unseren Bewegungswunsch erfüllen, auch wenn ‚er‘ dazu nicht optimal von uns trainiert oder vorbereitet wurde und ‚er‘ somit irgendwelche Ausweichmechanismen anwenden muss, um das Problem zu umgehen und damit unseren Bewegungswunsch erfüllen kann, auch wenn dies möglicherweise eine erhöhte strukturelle Belastung für ‚ihn‘ bzw.’uns‘ selbst bedeutet.

„The body will always sacrifice movement quality for quantity, probably as a survival buffer” (Cook, 2010, S.213).

“Part of the survival system allows movement around problems we cannot move through. We use some segments and movements in excess to avoid movement in other segments. These patterns are behaviors modified to fit situations. They often remain in place even after the situation that caused their emergence is gone. If we use these compensations long enough, they can become our primary movement method, triggering long-term problems in other regions of the the body. Compensations are temporary solutions, not effective long-term options” (Cook, 2010, S.57).

Auch das folgende Zitat erklärt  sehr verständlich, was der Zweck und die Problematik von unerwünschten weiterlaufenden Bewegungen sind:

„Ausweichmechanismen können sehr sinnvoll sein, denn sie schützen eine gestörte Struktur. Sie helfen, Schmerzen zu vermeiden, und begünstigen durch Schonung verletzter oder überlasteter Strukturen deren Heilung (Klein-Vogelbach et al. 2000a). Problematisch können Ausweichmechanismen und unökonomische Belastungen allerdings werden, wenn folgende Faktoren zutreffen:

–          Gesunde Strukturen werden durch Ausweichmechanismen überlastet, und es können – je nach Dauer und Intensität der Überlastung – neue Symptome auftreten. Da jetzt zusätzlich Strukturen geschont werden müssen, die an sich gesund, aber überlastet sind, verstärken sich bestehende Ausweichmechanismen.

–          Ausweichmechanismen sind dem Patienten nicht bewusst. Die veränderten Bewegungsmuster werden gelernt und automatisiert. Sie können deshalb weiterbestehen, auch wenn die primäre Ursache beseitigt wurde“ (Klein-Vogelbach, Mohr, Sprigi-Gantert & Stüvermann, 2005, S.28).

Solche Ausweichmechanismen können dazu führen, dass bestimmte Strukturen übermässig oder falsch belastet werden und überlastet werden und somit ‚kaputt‘ gehen. Ich denke wir tun gut daran, wenn wir versuchen dies zu verhindern.

Wie wichtig das Erkennen von Ausweichmechanismen ist, wird auch aus folgendem Zitat ersichtlich:

„Es gehört zu den wichtigsten Aufgaben der Physiotherapeuten, bei der Untersuchung nach der Ursache der Ausweichmechanismen zu suchen und, falls möglich, die Ursache zu behandeln. Zeigt das Untersuchungsergebnis, dass eine weitere Schonung einzelner Gelenke nicht mehr notwendig ist oder dass mit reduzierter Belastung in größerem Umfang bewegt werden darf, als der Patient es tut, müssen ihm vorhandene Ausweichmechanismen bewusst gemacht werden. Sie werden dann als Bewegungen stigmatisiert, die den Heilungsprozess oder die Besserung der Beschwerden verzögern“ (Suppé, 2007, S. 144).

Wenn es überhaupt etwas Positives an Ausweichmechanismen gibt, dann ist es die Gegebenheit, dass wir alle sie erkennen können. Und wenn ich es nochmals in den Worten von Susanne Klein-Vogelbach sagen darf:

„Laien können die veränderten Bewegungsmuster genauso gut erkennen wie Physiotherapeuten. Der Mensch ist mit seinen ‚artgerechten‘ Bewegungen vertraut“ (Klein-Vogelbach, 1995, zit. nach Suppé, 2007, S.144).

Eine der wohl verbreitetsten, unerwünschten weiterlaufenden Bewegung kann ich leider sehr gut an mir selbst feststellen (immer seltener 😉 ). Da ich sehr oft an meinem Schreibtisch sitze, welcher noch viel zu tief ist, muss meine Hüfte beinahe den ganzen Tag in einer Beugehaltung verweilen. Wenn ich meinen Oberkörper bewege, dann muss ich die Bewegung vor allem in meiner Wirbelsäule stattfinden lassen, da ja ‚mein Körper‘ ab der Hüfte bis abwärts zu den Füssen blockiert ist. So ist es denn auch nicht verwunderlich, dass ich in meiner Lendenwirbelsäule sehr beweglich bin. Dies freut mich leider heute nicht mehr, was vor einigen Jahren noch nicht der Fall war. In meiner Rekrutierung zum Militär, mittlerweile habe ich zum Zivildienst gewechselt, musste ich den sehr verbreiteten Sit and Reach Test machen und habe als einer der besten meiner Kompanie abgeschnitten. Selbstverständlich war ich damals stolz und dachte, alles super. Heute meine ich zu wissen, dass ich den Grossteil meiner Beweglichkeit aus der Lendenwirbelsäule geholt habe und meine Beinrückseitenmuskulatur (Ischios) wie Drahtseile mein Becken zurückhält. Meines Erachtens wäre es aber deutlich gesünder, wenn ich in der Hüfte mobil wäre und in der Lendenwirbelsäule stabiler. Ich denke man muss sich nur die knöchernen Gelenkstrukturen der Hüfte und der Lendenwirbelsäule betrachten, dann wirst du wahrscheinlich zu einem ähnlichen Schluss kommen. Oder lies das folgende Zitat von Gray Cook:

“In other words, if the hips can’t move, the lumbar spine will. The problem is the hips are designed for mobility, and the lumbar spine for stability. When the intended mobile joint becomes immobile, the stable joint is forced to move as compensation, becoming less stable and subsequently painful” (Cook, 2010, S.372).

Aus diesem Grund würde ich wohl auch nicht mehr einen Sit and Reach Test durchführen, da er meiner Ansicht nach nicht viele sinnvolle Aussagen zulässt, ich bevorzuge den Straight-leg-raise-Test, welcher auch Teil des FMS® ist. Wenn ich mich somit bewege, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr gross, dass ich in diversen Bewegungsmustern vor allem die Beweglichkeit aus meiner Lendenwirbelsäule nehme und weniger aus meiner Hüfte, da ich es mir aus meinem Alltag so gewohnt bin. Damit ist die Gefahr gross, dass ich irgendwann einmal meine Lendenwirbelsäule überlastet habe, was sich in Schmerzen auswirken kann. Ich glaube mein Problem einer zu mobilen Lendenwirbelsäule und einer nicht mobilen Hüfte ist ein sehr weit verbreitetes Phänomen durch die sitzende Tätigkeit, in die so viele Menschen ‚gezwungen‘ werden. Auch die folgenden drei Zitate beschreiben dieses Problem sehr verständlich, und im hier verlinkten Blogbeitrag erkläre ich die meines Erachtens zentrale Ursache für dieses Problem:

“In this all-too-common example, the back is the overworked victim, not the slacker causing the primary problem. The hips are further from optimal mobility than the back and therefore are a larger problem. The back must bend a little more, twist a little further, and actually give up some reflex stability to allow postural control and movement patterns. The back must compensate for asymmetry and move in ways inconsistent with its natural structure, movement patterns and general function. With all this going on behind the scenes, the back is the first to fatigue in almost every activity” (Cook, 2010, S.298).

„Die Ursachen für eine verminderte Stabilität der Lendenwirbelsäule sind häufig Hypermobilitäten der Lendenwirbelsäule selbst oder Bewegungsdefizite im Hüftgelenk“ (Suppé et al., 2011, S.75).

„Bei Bewegungsdefiziten (in Flexion) verändert sich u.a. das Bewegungsverhalten beim Bücken. Die Flexion wird dann eher in der Lendenwirbelsäule statt in den Hüftgelenken stattfinden. Beim Anheben des Beins (z. B. beim Anziehen von Schuhen und Strümpfen oder Treppe steigen) wird das Becken frühzeitig weiterlaufend erfasst. Die Lendenwirbelsäule und die Iliosakralgelenke werden vermehrt beansprucht in der Folge können dort Hypermobilitäten in Flexion entstehen“ (Suppé et al., 2011, S.76).

Ich hoffe mein Beispiel mit der nicht mobilen Hüfte und der super mobilen Lendenwirbelsäule haben dir etwas verständlicher gemacht, was unerwünschte weiterlaufende Bewegungen sein könnten.

Wenn du dich daran zurückerinnern wodurch unerwünschte weiterlaufende Bewegungen gekennzeichnet werden, nämlich (1) durch eine falsche zeitliche Übertragung der Bewegung von einem auf das nächste Gelenk, oder (2) dadurch, dass der Bewegungsimpuls in eine andere Richtung geleitet wird, dann wäre die soeben geschilderte Lendenwirbelsäule-Hüftproblematik ein Beispiel für den ersten Charakter von unerwünschten weiterlaufenden Bewegung, da die Bewegung in der Lendenwirbelsäule zu früh einsetzt. Ein weit verbreitetes Phänomen welches den zweiten Charakter von unerwünschten weiterlaufenden Bewegungen verdeutlicht, wäre dann nach meiner Auffassung das nach innen gehen der Knie bei einer tiefen Hocke und so werde ich jetzt noch kurz auf dieses Phänomen eingehen.

Wie angetönt, ist ein sehr weit verbreitetes Phänomen solcher Ausweichmechanismen, dass die Knie beim Fahrradfahren oder bei Hockpositionen nach innen gehen, sich z.T. sogar berühren. Und ich vermute nicht, dass mir jemand widersprechen wird; sieht doch wirklich nicht sehr natürlich aus? Und wenn etwas nicht sehr natürlich (artgerecht) aussieht, dann ist es nach meinem Empfinden auch nicht sehr gesund. Dies kann auch aus dem folgenden Zitat geschlossen werden:

„Auch das normale, achsengerecht aufgebaute Bein kann bei nicht entsprechender Bewegung überlastet werden. Bei der Kniebeuge, insbesondere mit Gewichten, sollte stets auf korrekte axiale Belastung geachtet werden. Dies kann durch die Knie-Fuß-Einstellung geprüft werden, indem das Knie beim Übergang in die Beugung senkrecht über der Fußspitze stehen soll. Ein Ausweichen des Knies nach innen wie nach außen führt zu entsprechenden einseitigen Belastungen im Kniegelenk, die auch das Femoropatellargelenk treffen können“ (Appell & Stang-Voss, 2008, S.86).

Ich denke wir tun gut daran, wenn wir solche Ausweichmechanismen zumindest thematisieren und dann jeder individuell entscheiden kann, ob er seinen Fokus und sein Training gegen diese Ausweichmechanismen bzw. unerwünschten weiterlaufenden Bewegungen ausrichtet oder eben nicht. Ich persönlich finde dies sehr sinnvoll.

Joint by Joint ApproachEine sehr nützliches Konzept um weiterlaufende bzw. unerwünschte weiterlaufende Bewegungen zu verstehen war für mich auch der Gelenk für Gelenk Ansatz von Gray Cook und Michael Boyle welchen ich dir nun zum Schluss noch ganz kurz umschreibe.

Bei diesem Ansatz wird vor allem auf die Gelenkfunktionen unseres Körpers eingegangen und betrachtet, welches die tendenzielle Aufgabe einiger zentraler Gelenke ist. Es wird in einem ersten Schritt, in welchem Gray Cook einen Text von Michael Boyle aus dem empfehlenswerten Buch ‚Fortschritte im Functional Training‘ (Boyle, 2011) verwendet, folgendes festgehalten:

„The first thing you should notice is the joints alternate between mobility and stability. The ankle needs increased mobility, and the knee needs increased stability. As we move up the body, it becomes apparent the hip needs mobility. And so the process goes up the chain—a basic, alternating series of joints.

Joint-Primary Need
Ankle Mobility (sagittal)
Knee Stability
Hip Mobility (multi-planar)
Lumbar Spine Stability
Thoracic Spine Mobility
Scapula Stability
Gleno-humeral Mobility” (Cook, 2010, S.372).

Mir hat der Gedanke, dass sich die Gelenkfunktionen tendenziell abwechseln viel gebracht, aber ich könnte mir vorstellen, dass diese Betrachtungsweise für einen fachkundigen Physiotherapeuten etwas zu stark verallgemeinert ist. Ich denke so sieht es auch Gray Cook selbst, wenn er auf den Folgeseiten folgendes festhält:

“Our modern bodies have started developing tendencies. Those of us who are sedentary, as well as those of us who are active, seem to migrate to a group of similar mobility and stability problems. Of course you will find exceptions, but the more you work in exercise and rehabilitation, the more you will see these common tendencies, patterns and problems” (Cook, 2010, S.376).

“What are the common problems we see at the hip? Can we see a sloppy hip? Can we see a dislocating hip? Absolutely. But in general, we see a lot more hips that don’t have the full authentic mobility.

  • Common problems in the foot: People give up their stability.
  • Common problems in the ankle: People give up their mobility.
  • Common problems in the knee: People give up their stability.
  • Common problems in the hip: People give up their mobility.
  • Now we’re at the low back: People give up their stability.

So once again, these aren’t the 10 Commandments, but they’re common tendencies when injury, poor training, unilateral dominance, one-dimensional training, a lack of training or an excess of training occur. These are common defaults the body will go to; they’re not absolutes” (Cook, 2010, S.380).

“The takeaway from a joint-by-joint discussion is this: Instead of trying to memorize how everything is supposed to be in a perfect world, ask yourself these questions—

  • I’m getting ready to train mobility or stability in this segment.

  • I either want this segment to move better or I want this segment to be more stable.

  • Have I truly cleared the joints above and below that can compound the problem?” (Cook, 2010, S.378).

Ich bin froh diesen Ansatz kennengelernt zu haben, denn er bietet mir eine gewisse Orientierungshilfe. Ich bin mir aber bewusst, dass es sich dabei um Tendenzen handelt und man somit jeden Fall wieder individuell betrachten sollte. Aber so ist es doch meistens zwischen Theorie und Praxis. Die Theorie kann uns Orientierungshilfe bieten, was wir dann aber in der Praxis daraus machen ist sehr individuell und selten so einfach, wie es in der Theorie beschrieben wurde 😉

Nun hoffe ich dass du etwas nützliches zum Thema un/funktionelle Bewegungsmuster erfahren hast.

Im nächsten Blogbeitrag (Teil 3) werde ich dann noch einen Test (FMS) erläutern, welcher dazu benutzt werden kann die Bewegungsqualität einer Person abzuschätzen.

In diesem Sinne:

Funktionelle Bewegungsmuster, den ganzen Tag!

Tom

Die Erweiterte Bewegungspyramide

Quellen: beim Autor erhältlich

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